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man ich bekomms einfach nich gebacken! Ihr glaubt garnicht was ein Leben ohne Internet bedeutet. Was mach ich mit einem Online-Diary, wenn ich nur alle 2 Monate mal ins Internet komme !?
gnarf

Nu, unsere einzige WG-Pflanze, - schon vor langer Zeit fuer hoffnungsloos tot erklaert, hat angefangen zu bluehen!
Wenn das nicht mal ein Ereigniss ist.

Herzlich willkommen in der Oase der Erholung am Gazastreifen!
Dort, wo Zitrusfruechte aller Art in Huelle & Masse wachsen, wo die Hunde noch ihre Freiheit geniessen koennen und wo Katzen (k)ein leichtes Leben haben. Geniessen sie die Natur mit allen Sinnen und erleben Sie ein harmonisches zusammensein von Volontaeren, Maeusen und Kakerlaken.
Der Kolbo ist die ultimative Einkaufsmeile vom Kibbuz und Bargeld spielt keine Rolle. Sein taeglich Brot verdient man sich durch aufopferungsvolle, schweisstreibende harte Arbeit. Sie haben die Auswahl zwischen zwei Einsatzstellen: Zum einen koennen sie vielfaeltige Taetigkeiten im Outdoorbereich des Kibbuzes nachgehen, zusammen mit einem Team von hochgradig kompetenten Experten verschiedenster Herkunft: z.B. Bolivien, Gazastreifen, Argentinien, Thailand. Zum anderen hat man die Moeglichkeit, in der Kueche jede Art von Gemuese persoenlich und bis ins Innerste kennenzulernen. Dabei steht Ihnen ein reizender 5-koepfiger Mitarbeiterstab zur Verfuegung. Das dort zubereitete Essen kann man danch auch gleich im grossraeumigen Speisesaal zusammen mit den anderen Kibbuznikim zu sich nehmen.
Sollten Sie Schwierigkeiten mit der hebraeischen Sprache haben, koennen Sie einmal pro Woche an einem zweistuendigen Sprachkurs teilnehmen. Die Lehrerin, eine der Mitbegruenderinnen des Kibbuz, ist die sagenumwobene Sara.
Fuer eine fachgerechte Betreung sorgt der beruehmt-beruechtigte Avraham.
Moechten Sie aktuelle Informationen ueber Mefalsim in Ihrer Muttersprache erhalten, wenden Sie sich an Delia, die ehemalige Hagoshrim-Volontaerin.
In Ihrer Wohnung schlafen Sie auf Pritschen in komfortablen Doppelzimmern. Sie verfuegen ausserdem ueber Kabelfernsehn, Videorekorder, Mikrowelle, Waschmaschiene, Klospuelung, 2 Baeder, fliessend Wasser, Kuehlschranck und Lagerfeuer.
Als Ausgleich zur Arbeit koennen Sie in Ihrer Freizeit joggen, z.B. um den Kibbuz herum, den Gazastreifen besichtigen, im Internet surfen, oder den Vorgarten umgraben.
Wir wuenschen Ihnen einen angenehmen und erlebnisreichen Aufenthalt.
Ihr Gaesteservice MaFrJo

Shalom Familie, Freunde und Bekannte; 10.2.2004

Es wird Zeit für einen ersten Bericht, auf das ich nicht völlig in Vergessenheit bei euch verfalle. Wieso ich mich erst jetzt melde? Weil wir seit kurzem erst Internet in unserer Hütte im Kibbuz bekommen haben (großes Ereignis) und weil viel Arbeit. Leider werden wir heute auch schon wieder unser Internet verlieren, oder genauer genommen unseren Computer, der unserm vierten Mann gehört, der uns leider frühzeitig wieder verlassen muss, da ihn Verpflichtungen in Deutschland vorzeitig zurück rufen.
Somit bleibt mir wohl nichts anderes über als noch schnell einige Zeilen zusammen zutexten.

Also:
Etwas mehr als zwei Wochen bin ich jetzt gerade mal hier und doch ist Deutschland für mich, nicht nur geographisch, in weite ferne gerückt. Sprich, ich fühl mich hier schon, mit einem gewissen Urlaubsflair, mehr oder weniger heimisch.
So, erst mal für die, die sich jetzt fragen wovon zum Teufel ich hier überhaupt rede, da sie bei meinen wohl sehr kurzfristigen Planungen nicht ganz hinter her gekommen sind, eine kleine Zusammenfassung;
Wo bin ich und warum bin ich überhaupt da ( wo auch immer ‚da’ sein mag)!?
Nja, der Staat hat mich gerufen und ich bin weggegangen. Ich acker hier also meinen Zivildienst ab, oder genauer gesagt bin ich vom Zivildienst freigestellt und leiste alternativ den „Anderen Dienst im Ausland“. Ja, genau, im Ausland bin ich, nämlich in Israel.
Warum gerade Israel? Dafür würden mir jetzt im nachhinein meiner Entscheidung viele Gründe einfallen, aber eigentlich hatte meine Stellensuche ein gewisses Eigenleben angenommen und letztlich war es Zufall. Bis jetzt bin ich auch noch sehr glücklich mit dieser Wendung der Dinge.
Die Organisation mit der ich hier bin nennt sich Hagoshrim (Brückenbauer) und sieht ihre Aufgabe in erster Linie darin einen Versöhnungsdienst für die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs an den Juden zu leisten, was für uns praktisch, in erster Linie, einfach nur bedeutet uns nicht daneben zu benehmen, anständig unserer Arbeit nachzugehen und ein gutes Bild auf Deutschland zurückfallen zu lassen. Zur Zeit sind etwa 40 Volontäre über Hagoshrim in Israel im Einsatz.
Angekommen bin ich in Jerusalem am 27.1. zusammen mit drei anderen neuen Volontären.
Am Tag drauf begann dann auch schon für uns die offizielle Dienstzeit, mit einem einwöchigen Einführungsseminar im Hagoshrimbüro in Jerusalem, durch unsere Betreuer hier vor Ort. Ingrid, eine 32 jährige Sozialarbeiterin und ihrer Assistentin Arlett (30). Beide super nett und korrekt. Im groben ging es darum Land, Leute und die Geschichte kennen zulernen
und natürlich was unsere Aufgabe zwischen all dem sein wird.
Im einzelnen war das zum Beispiel der Besuch bei der Holocaust überlebenden, heute Schriftstellerin, ‚Esther Golan’. Dank der (Rettungs-) Kindertransporte nach England hat sie als einzige ihrer Familie überlebt. In ihren Büchern und Essays versucht sie die Zeit des 2 WK aus Sicht der Juden aufzuarbeiten. Gelegentlich hält sie auch Vorträge in Deutschland, aber auch für ein friedliches zusammenleben mit den Palästinensern setzt sie sich ein.
Beeindruckend mit wie viel Humor sie trotz der verpfuschten Kindheit aus ihrem Leben erzählen konnte.
Natürlich wurde uns aus auch nicht der obligatorische Besuch der Altstadt vorenthalten, mit den jüdischen, muslimischen, armenischen und christlichen Vierteln und allen wichtigen ‚Sehenswürdigkeiten’ von Klagemauer bis Grabeskirche.
Die zwei größten Gruppen sind natürlich Juden und Muslime und um so größer, fast schon beängstigend sind die unterschiedlichen Lebensweisen, selbst wenn sie teils nur wenige Meter von einander entfernt leben. So extrem hab ich es noch in keinem Land gesehen, wie die Menschen in einer Stadt völlig getrennt von einander leben.
Der Grund für diese Trennung hängt wohl in erster Linie mit den unterschiedlichen religiösen und alltäglichen Bräuchen zusammen. Zum Beispiel fällt der muslimische Wochenendstag auf den Freitag, der jüdische Shabbat auf den Samstag und bei den Christen der Sonntag. Wie schnell man sich in die Haare bekommt, wenn der Nachbar am Wochenende Lärm macht, weiß wohl jeder.
Einige Ereignisse der Geschichte prägen das Bild der Menschen im streng orthodoxen Viertel.
Das, bei den Männern, kurzgeschnittene Haupthaar und die langen Schläfenlocken gehen auf die Zeit Moses zurück, um sich von den Ägyptern zu unterscheiden, die in der Regel ihr Haar genau umgekehrt trugen, also langes Haupthaar und kurzrasierte Seiten. Die typische Kleidung, (etwas ‚Men in Black’ gleich, was in einem Sonnenland wie Israel eigentlich völlig unpraktisch ist, aber das sei ja noch nichts gegen die Hitze im Höllenfeuer) schwarzer Mantel und Hut geht wohl auch auf die Zeit der Diaspora zurück, als die Juden zerstreut über die Welt lebten (noch) und die ‚Gefahr’ bestand sich zu sehr mit der übrigen Bevölkerung zu vermischen und somit Traditionen und Glaube zu verlieren, folglich unterschiedliches äußeres Erscheinungsbild. An kleinen unterschieden in der Kleidung lässt sich teilweise sogar sagen aus welchem Land der Träger dieser stammt.
Verheiratete Frauen tragen eine Kopfbedeckung, meist ein Tuch, aber oft auch eine Perücke. Erstaunlich wie jung manch verheiratete Frau ist und wie viele Kinder man sieht.
Weiter gibt es im orthodoxen Viertel getrennte Kassen für Frauen und Männer und verhältnismäßig viele Läden für religiöse Gegenstände.
Sehr streng sind sie was die Einhaltung ihrer Gebote angeht. Als Touri hat man dort seine Arme und Beine bedeckt zu halten und ebenso auch den Kopf ( Im Gegensatz zum Christentum, wo man an religiösen Orten seine Kopfbedeckung aus Respekt abnimmt, gehört es sich hier sein Haupt vor Gott zu bedecken.). Aber auch mit sich selber sind sie sehr streng.
So wendeten sie schon fast reflexartig ihren Blick von unserer, mit ihren blonden Haaren doch recht auffällig, Volo- Betreuerin abgewendet, und nicht selten sogar die Straßenseite gewechselt.
Die meisten der orthodoxen Juden leben sehr abgeschottet in ihrem Viertel und verlassen dies nur selten, oder gar nicht, schon irgendwo sehr weltfremd. So wachsen sie auf mit dem Studium der Thora und praktizieren dies teils ihr ganzes Leben.
Auch vom dreijährigen Militärdienst, der für Männer wie Frauen ohne größere Ausnahmen gilt sind sie freigestellt, da sie das Land mit der ‚Waffe’ des Glauben verteidigen.
Die orthodoxen Juden machen aber natürlich nur einen kleinen Teil der Bevölkerung aus.
200 Meter weiter im muslimischen Viertel kann man sich vor Händlern kaum noch kaum noch retten. Pali-Tücher und ein scheinbar riesiges Chaos prägen hier das Bild. Zumindest ist kein unterschied mehr zwischen Geschäften, Bürgersteigen und Straßen zu erkennen.
Ein anderes starkes Bild in Israel sind die vielen Wehrdienstleistenden, die man an jeder Ecke antrifft und die auch immer ihre Waffe mit sich tragen müssen. Selbst an der Klagemauer sieht man sie mit Kipa und Gewehr betend stehen. Daran muss man sich wirklich ertsmal gewöhnen , wenn man z.B. im Bus ständig die Mündung eines MGs im Rücken hängen hat.

Ja an unserem zweiten Tag in Jerusalem gab es dann auch schon einen schweren Anschlag, bei dem sich wiedermal jemand in einem Bus in die Luft gejagt hat....

Im Gegensatz zu uns Freizeit verwöhnten Deutschen gibt es hier nur einen freien Tag in der Woche, den Shabbat. Am Freitag gegen 17:00 ( wenn die ersten drei Sterne am Himmel zu sehen sind..?) ist beginn und am Samstag mit Sonnenuntergang endet er. Shabbat soll der Tag für die Familie sein und in der Tat trifft man kaum noch Menschen auf der Straße an und Ausgehen ist so gut wie unmöglich, da nix offen. Die jüdischen Shabbatregeln besagen das nicht mehr gearbeitet werden darf, so muss das Essen vorher zubereitet werden, Feuer darf nicht mehr entfacht werden, kein Autofahren, kein aktiver Verbrauch von Strom (! Das heißt, z.B. bei der Benutzung von Aufzügen, dieser automatisch, am Shabbat, jede Etage einzeln anfährt, da man durch das Drücken der tasten ja schon wieder Arbeit verursacht) und man darf nicht weiter als bis zum Ortsrand / 1000 Schritte gehen (allerdings gibt es ‚Tricks dieses zu umgehen. Da das Überqueren von Wasser nicht als zurücklegen einer Strecke gilt, gibt es wohl Schuhe mit einem Wasserpolster...man darf also beliebig weit laufen...).
Aber ob man sich an diese Regeln hält, ist jedem selbst überlassen.


To be continued…


Oi, man will mir das Notebook aus den Händen reisen, also muss ich für heute zum Schluss kommen und hoffe das ich bald wieder an Internet komme...


Nur kurz noch zu meiner Zeit hier. Für die nächsten drei Monate werde ich im Kibbutz Mefalsim sein, nicht weit entfernt von Gaza-Stadt. Die letzten vier Tage hab ich auf den Plantagen gearbeitet und tonnenweiße Orangen und Pampelmusen gepflückt.
Danach werd ich für 12 Monate im Kinderkrankenhaus Alyn in Jerusalem arbeiten.

Beim nächsten Bericht genaueres zu mir und hier.

Machts gut Leute,
Ciao

Aaron

So Leute, es ist soweit; von nun an kann ich euch mit nervigen Berichten zumüllen, nachdem wir endlich Internetanschluss in unserer Hütte bekommen haben. Hoffe dieses weblog hält was es verspricht...
na denn, ciao

 

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